Schach im Team: eine Erfahrung, welche ich fast verpasst hätte

Ich heiße Nick, bin 35 Jahre alt und erst seit wenigen Monaten Mitglied beim SC Höchstadt. Nun wurde ich gefragt, wie sich für einen “Neuen” das Vereinsleben anfühlt? Wie ist das Training und wie erlebt man die gemeinsamen Online-Matches auf Lichess und chess.com? Für diejenigen, die selbst noch über einen Vereinsbeitritt (oder ein “Reinschnuppern”) nachdenken sei hier vorangestellt: es fühlt sich ausgesprochen gut an und letztlich wäre ich wohl viel früher einem Verein beigetreten, wenn ich die Vorteile bereits vorher gekannt hätte.

Für mich ist Schach schon seit einigen Jahren ein sehr persönliches Hobby gewesen. Gegen Ende meines Studiums begann ich ein Interesse für das königliche Spiel zu entwickeln. Ich spielte gegen Schachcomputer, überredete Freunde zu langwierigen Partien und holte mir Tipps und Tricks aus dem Internet. Meinen Account auf chess.com habe ich seit 2013 und vor allem im Schnellschach erspielte ich mir sehr mühsam etwas Erfahrung zusammen (früher zählten die 10min Partien noch als Blitz). Die meisten Freunde brauchte ich bald nicht mehr nach Spielen am Brett zu fragen, da ich dann doch schon zu viel wusste. Sehr bald hatte ich vor Ort nur noch einen Kollegen, der mein Hobby mit mir teilte und der zog wegen der Liebe von dannen (Ralf - Name evtl. geändert - ich vermisse dich und unsere Partien im Garten!).

Nun wurde es einsam in meinem Schachuniversum und ich spielte schlicht zum Zeitvertreib oder so wie andere eben Computerspiele spielen. Hier ging dann teilweise die Luft raus. Auch fehlte mir manchmal die Zeit oder ich nutzte meine Freizeit für andere Hobbys. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes habe ich ein Jahr so gut wie gar nicht gespielt (die Lücke lässt sich schön an meinem Rating-Profil auf chess.com ablesen). Letztlich bin ich doch wieder zur Vernunft gekommen und über Elias - wir haben uns auf chess.com kennengelernt -  habe ich dann zum SC-Höchstadt gefunden.

Mit dem Verein kam die Würze zurück ins Spiel. Zum einen macht das Training zusammen deutlich mehr Spaß. Hier muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir so etwas zur Verbesserung der Spielstärke gefehlt hat. Mit einem erfahrenen Trainer geht es hier deutlich effektiver voran und man bekommt klare Erklärungen, welche man sonst höchstens in Videos (kein Nachfragen möglich!) oder Büchern (teils sehr anstrengend) finden würde. Hier mein Dank an Alex, der wöchentlich ein Training vorbereitet und uns jedes mal mit exzellentem Stoff versorgt!

Zum anderen sind unsere Team-Matches auf chess.com (ich durfte gleich zu Beginn in der Clubs-League mitspielen) und Lichess ein Highlight für mich. Klar, ich spiele gerne einfach nur für mich und habe damit natürlich auch nicht aufgehört. Aber für eine Mannschaft spielen hat seinen ganz eigenen Reiz. Es weckt den Ehrgeiz, man fiebert mit den Anderen mit und man gibt stets sein Bestes, da man ja auch an das Team und nicht nur an das eigene Rating denkt. Wenn dann auch noch die Mannschaft einen Sieg (oder einen Aufstieg wie auf Lichess) erringt, freut man sich gleich doppelt.

Last but not least: es gibt auch Raum zum plaudern und auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Man kann sich über Schach und alles Mögliche austauschen und die Unterhaltungen kennen schier keine Grenzen. Meistens bin ich zu konzentriert um auf Discord viel von mir zu geben, aber auch ich finde die Online-Treffen zumeist sehr unterhaltsam. Gekrönt wird das Ganze, wenn man sich nach dem Training oder beim Vereinsabend zu einer Partie Vierspielerschach zusammenfindet. Jeder weiß es besser, da werden wild Pfeile aufs Brett gemalt (ja, das geht mit Rechtsklick), fiese Pläne für garstige Doppelangriffe geschmiedet und am Ende stehen alle baff dar, wenn das Matt aufs Brett gezaubert wird. Hier verhält es sich auf ein mal ganz einfach mit der Materie Schach bzw. da reicht ein Wort: unbezahlbar. 

Kategorie: